Vor einem knappen Jahr hat ein Fischertechnik-Baukasten anlässlich des 6. Geburtstags von K2 den Weg in unser Haus gefunden. Kinder der 70er werden sich vielleicht noch selbst an Fischertechnik erinnern: Graue Grundbausteine (Quader mit Zapfen an den Stirn- und Nuten an den Längsseiten) ergänzen sich mit vielfältigen roten Zubehörteilen zu einem Baukastensystem, mit dem sich allerhand technischer Schnickschnack (nach-)bauen lässt. Mittlerweile ist die grau-rote Designlinie durch schwarze Grundbausteine und gelbe Statikteile wesentlich farbenfroher geworden, das Grundprinzip bleibt.
Im Vorfeld stand die Überlegung, was man einem Kind schenkt, das (wie hier fast jeder) eigentlich alles hat, dessen Lieblingsbeschäftigung das Werkeln mit dem (mittlerweile eigenen) Werkzeugkasten ist und das sich dabei gar nicht mal dumm anstellt. Zu Beginn waren wir auf der Suche nach Märklin-Metallbaukästen, deren Produktion und Verkauf allerdings anscheinend vor einigen Jahren eingestellt wurde. Nach einigen Stunden zielgerichtetem Internetsurfens sind wir bei Fischertechnik gelandet, wobei mir jede persönliche Vorbelastung damit fehlt (als Kind war ich mit Lego und Playmobil sozialisiert, Fischertechnik lag nur als wüster Haufen bei einem Nachbarskind herum, jedoch ohne jemals sinnvoll ‚bespielt‘ zu werden – der Haufen, nicht das Kind).
Im Laufe des vergangenen Jahres wurde der Fischertechnikkasten (es wurder der Advanced Universal – Link zu Amazon) erst sehr rege und dann mit wechselnder Begeisterung benutzt. Nach dem ersten Begeisterungstal befürchtete ich den Gang, den so viele halb-interessante Spielsachen gehen: den, in das große schware Loch im Spielzimmer, aus dem ein Auftauchen nur noch durch Besuchskinder möglich scheint, die den langweiligen Kram wieder kurz interessant erscheinen lassen. Wider Erwarten (aber doch irgendwie erhofft) taucht Fischertechnik immer wieder – und bei herbstlichem Wetter – zusehends häufiger auf und auch K1, die nicht ganz so gerne werkelt wir ihr Bruder, bastelt hin und wieder gerne nach Anleitung allerhand technisches Gerät.
Anders als bei dänischen Noppenstein-Alternative, ist der Bastelspaß eines Universal-Baukastens von Fischertechnik fast grenzenlos (okok, leichte Übertreibung): Mit der 180-seitigen Anleitung lassen sich über 40 Modelle nach Bauplan bauen und wenn man das Prinzip der einzelnen Bauteile mal verinnerlicht hat (was auch bei Kindern erstaunlich schnell geht), ist der technischen Phantasie keine Grenzen gesetzt. Allerdings wird über kurz oder lang (eher über kurz) der Wunsch nach Zusatzbauteilen aufkommen: Ein Motorset (XS reicht für den Anfang) haucht vielen Modellen echtes Leben ein, ein regelbarer Trafo vermeidet Batterie-Müllberge und überhaupt lebt das freie Konstruieren von möglichst viel zur Verfügung stehendes Material. Das ist dann der Moment, wo man auch von den fertigen Baukästen wegkommen kann und sich mit Gebrauchtmaterial aus den diversen Quellen eindecken kann, denn der Neupreis von Fischertechnik kann einem schon Tränen in die Augen treiben. So wurde unsere Sammlung relativ schnell durch ein grau-rotes Baustein-Konvolut ergänzt, indem sich auch ein zweiter Motor älterer Bauart findet.
Warum ich diesen Artikel (der mittlerweile viel länger als geplant wird) überhaupt und gerade jetzt schreibe, waren die letzten beiden Tage. K2 war krankheitsbedingt zuhause und suchte sich während Papas ‚Home-Office‘-Zeit Fischertechnik als Beschäftigung. Einige Tage zurvor musste ich ihn mit einem Youtube-Video eines Hochregallagers von Fischertechnik beeindrucken, das die ganze Familie mit zunehmend offenen Mündern bestaunt hat. Schließlich hat er selbst eine Fräs- bzw. Putzbrücke gebaut, die wir dann anschließend gemeinsam mit einem Förderband ergänzt haben. Das Ganze hat natürlich nicht mal im entferntesten die Qualität der Fabrik aus dem Video und noch nicht mal eine Steuerung (von Ein/Aus mal abgesehen), hat mir jedoch in beeindruckender Weise gezeigt, zu was Kinder mit dem richtigen Spielzeug in der Lage sind. Und vom pädaogischen Gedanken (was ist unser Kind doch gut gefördert, den ohne Förderung verkauft sich anscheinend ja kein Spielzeug mehr) mal abgesehen: Fischertechnik-Bauen macht richtig Spaß – vor allem, wenn hinterher alles funktioniert 🙂
Wischen, Bohren, Fräsen in der Mini-Fabrik
Für alle unenschlossenen, die noch vor der offenen Frage der Weihnachtsgeschenke, Geburtstagspräsente o.ä, stehen: Fischertechnik ist meine klare Empfehlung. Allerdings bloß nicht zu klein einsteigen – die Fischertechnic-Basic-Schachteln, die zwischen 10 und 20 Euro angeboten werden, wecken durch ihre beschränkte Modell- und Bausteinzahl mit großer Sicherheit keine lange Freude.
Kleiner Nachtrag zu meinem gestrigen Beitrag: Wer wirklich verrückte Fischertechnik-Bastler bzw. deren Modell bestaunen möchte, wir in der FT-Community fündig. Für Hardcore-Bastler, die das ganze auch noch theoretisch beleuchtet haben wollen, sei die Lektüre der ftpedia empfohlen.
Preis-Leistung schaut auf jeden Fall attraktiver aus als bei Lego Technik.
Außerdem gibt´s bei Lego keinen Schaufelradbagger. Wollte ich schon immer für mein Arbeitszimmer
Naja, so richtig billig ist ft keinesfalls – allenfalls vielleicht preiswert. Aber coole Sachen haben sie schon. Und wenn man dann ganz verrückt ist (oder viel zuviel Zeit hat – Lehrer müsste man sein), kommt sowas raus:
https://www.youtube.com/watch?v=tLhLM1bLIoQ